"In einer physischen Welt werden wir physisch leben müssen."
Erik Spiekerman, Autor und Gelstalter
Drucksachen können Sie sehen, fühlen, rischen, falten - Formulare dazu unterschreiben, stempeln, heraustrennen, abheften. Das sind manuelle Aktionen, die unser Gehirn oft braucht um einen Vorgan erst richtig zu "begreifen".
Digital ist flüchtig - Print ist zum Erinnern!
Zum 4. Mal setzten und druckten am Wochenende gleich fünf Teilnehmer in unserer Werkstatt.
Wir starteten am Freitag mit Geschichte, Geschichten und einer Einweisung in die Setzerei mit Technik.
Am Samstag folgte die Um"setzung" in bester Gutenbergscher Manier mit Bleityper und Handbuchdruckpressen.
Großartige Ideen der Teilnehmer und neue Erkenntnisse in alten Techniken kennzeichneten den Workshop.
Vielen Dank an alle Teilnehmer für Eure Begeisterung und die schönen Tage!
Richtiges Drucken am Boston-Tigel | Ein, in einer Schublade gefundenes Klischee von einem Backrezept, wird aus Neugierde, kurzerhand eingefärbt und abgedruckt. |
Unsere Kolleginnen und Kollegen in Dresden brauchen dringend Hilfe!
In dem tollen Beitrag von Silvia Werfel in dem Blog zur Druck- und Mediengeschichte wird dazu Aufgerufen einen Kulturschatz in Dresden zu unterstützen, denn: Die Zukunft der Offizin Haag-Drugulin ist leider ungewiss. Als Liebhaber der Buchdruckkunst können und möchten wir das natürlich nicht hinnehmen und möchten gerne, wenigstens durch unsere Reichweite, unterstützen.
Lesen Sie den Beitrag hier: https://druck-mediengeschichte.org/2023/01/26/aufruf-zur-rettung-eines-kulturschatzes-die-zukunft-der-offizin-haag-drugulin-dresden-ist-ungewiss/
Wer sich an der Rettung der Offizin Haag-Drugulin beteiligen möchte, melde sich bitte bei:
christianschumachergebler@hotmail.com
elspas@buechergilde.de
werfelsi@me.com
Informationen zur OHD:
https://offizin-haag-drugulin.de
Wir drücken den Kollegen die Daumen und wünschen alles erdenklich Gute!
In unserer Geschäftsstelle in Kempten bringen wir durch regelmäßige Workshops unsere Liebe zu unserem eigentlichen Handwerk, dem Druckhandwerk, zum Ausdruck und versuchen diese auch an Interessierte weiter zu geben. Durch die Digitalisierung wurde auch unser Beruf immer mehr zu einem schnelllebigen und vor allem schnell produzierendem Industriezweig. Um etwas zu entschleunigen ist die Rückbesinnung durch den klassischen Bleisatz eine willkommene Abwechslung.
Auch die Zeitschrift „Heimat Allgäu" in der Ausgabe 1/23 hat einen tollen Beitrag über uns und unser Handwerk geschrieben. Lesen Sie unseren Artikel hier nach.
Vielen Dank an das Magazin „Heimat Allgäu" an dieser Stelle für den Besuch in unserem „Offizin K" und den tollen Beitrag.
Wir freuen uns über die die Berichterstattung im Kreisboten.
Den Artikel können Sie gerne als ePaper online noch einmal auf Seite 7 nachlesen:
https://epaper.mrs-muenchen.de/webreader-v3/index.html#/801586/7
Der nächste Workshop findet am 17. / 18. März 2023 statt.
Einladungen, Hochzeitskarten, Ostergrüße, Geschenkanhänger uvm.
Selber Gestalten und drucken – im Bleihandsatz und auf Boston-Tiegeln – ganz ohne Strom!
Viele Ideen, viel Text, Superstimmung und tolle Drucke. So lässt sich der 3. Workshop beschreiben.
Auch wir wachsen mit der Aufgabe und so waren die eineinhalb Tage zwar anstrengend aber toll.
Vielen Dank an alle Teilnehmer, die Spaß an Kreativität, Papier und der 550 Jahre alten Kulturtechnik hatten!
Wir freuen uns schon auf den nächsten Workshop am 17. und 18. März 2023.
Seit August sind wir Allgäuer Heimatunternehmer und darüber sind wir richtig froh! Werte in der Region bewahren, Handwerk erhalten und miteinander persönlich sprechen können ist uns wichtig. Anfassen von Papier, abstimmen von Farbe, all das funktioniert prima in unserer analog-regionalen Welt. So wollen wir ein Teil des Netzwerkes werden und aktiv an unser aller Zukunft arbeiten.
Besuchen Sie gerne unsere HU-Homepage unter: https://www.heimatunternehmen-allgaeu.de/die-menschen/kammerlander-druck/
Nach der Sommerruhe nehmen wir die Buchdruckwerkstatt wieder in Betrieb. Wir wollen uns wieder der alten Kulturtechnik des Handbleisatzes und Buchdrucks widmen.
Ein Workshop startet am 7. Oktober, bei dem wir über 570 Jahre Tradition, Wissen und Fertigkeiten gerne an alle Interessierte weitergeben. Keine Angst – das läuft mit viel Spaß und Geselligkeit ab.
Jede und jeder gestaltet seine Drucksache mit kompetenter Hilfe, setzt sie handwerklich mit Bleilettern um und druckt an einem historischen Boston-Tigel ihr oder sein „Ding".
Einweisung und Gestaltung am Freitagnachmittag, Satz und Druck am Samstag. Herzlich willkommen an alle Bücherliebhaber und Freunde des gedruckten Wortes!
Infos gerne auch persönlich bei mir unter 0171 1281146, ich freue mich in jedem Fall! Gott grüß die Kunst!
Mit acht Monaten Abstand kann ich darüber schreiben: Eine Unachtsamkeit bescherte uns beim Einzug von neuem Satzmaterial den Super-GAU in der Handsetzerei.
Zu viele Setzkästen mit ganz vielen Lettern stürzten mit dem Wagen um und mussten in über einhundert Stunden gesichtet, vorsortiert, aussortiert, zugeordnet und wieder in die Setzkästen eingebracht werden*. Ich stand zwei Tage unter Schock!
Gottseidank hielt sich der Schaden an den Bleitypen in Grenzen und so freuen wir uns, dass wir über achtzig Schriften dazubekommen haben, die auf unsere Workshopteilnehmer warten. Der findet am 7. und 8. Oktober 2022 statt. Eine schnelle Anmeldung wäre gut, da nur noch ein Platz frei ist.
* Vielen Dank an meine unermüdliche, optimistische und gute Gattin Gisela!
Mit einer zweiten Boston-Tiegeldruckpresse und vielen neuen, alten Bleischriften aus der Druckerei Lauerwald startete der neue Buchdruck-Workshop. Viel Begeisterung und Action führten die Jünger*innen Gutenbergs zu teilweise unerwarteten, sehr kreativen Ergebnissen auf der Korrex-Andruckpresse. Wie im Flug verging die Zeit über gestalten, setzen und drucken. Sogar zweite Projekte wurden in Angriff genommen und erst am Montag fertig gestellt. Mit so viel Freude am alten Handwerk hatten wir nicht gerechnet. Vielen Dank an alle, die diese beiden Tage so erfolgreich und freudig mitgestaltet haben!
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Der typografisch tätige Mensch muss nicht sklavisch alle Regeln eines Jan Tschichold einhalten, er sollte sie aber zumindest kennen! Auch wenn seine „elementare Typografie" schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat, hat sie weitgehend ihre Gültigkeit behalten. Beispiel Schriften mischen.
Zwei Beispiele (Abb.) aus der höherpreisigen Zeitschriftenwelt zeigen uns, wie es nicht geht! (Über-)Schriften sollten nicht gesperrt werden. Und wilder Mix von verschiedensten Schriften und Schnitten dient allenfalls der Effekthascherei, nicht der Lesbarkeit.
Die vornehmste Aufgabe der Schrift ist und bleibt der Transport von Information. Ein ausgewogenes Schriftbild dient der Sache. Ungeachtet von Mode und Kreativkapriolen steht es für den guten Stil einer Drucksache.
Weiterführende Infos: https://de.wikipedia.org/wiki/Elementare_Typografie
Gute Bleischriften sind selten geworden. Umso mehr freuen wir uns über den Neuzugang
des Schriftbestandes der Druckerei Lauerwald, Kaufbeuren. Wir können damit die Garamond-Familie erweitern
und Klassiker wie die Futura in unser Sortiment aufnehmen.
Mit Engagement und viel Freude waren die vier Teilnehmer bei der ersten Buchdruck-Werkstatt der Druckerei Kammerlander in Kempten dabei.
Im theoretischen Teil stand die Einführung in die Welt der Buchdrucker-Kunst auf dem Programm: Johannes Gutenberg und sein Erbe. Es folgte der Entwurfsteil, in dem die Vier ihre Ideen skizzierten.
Am zweiten Tag setzten (Bleihandsatz) die neuen Jünger Gutenbergs ihre Projekte und druckten sie anschließend an alten Druckmaschinen - mit Unterstützung der Fachleute. Am Ende waren alle stolz auf das von eigener Hand Geschaffene.
Die nächste Druck-Werkstatt bei Kammerlander findet am Freitag, 18. und Samstag, 19. März 2022 statt.
Anmeldung unter 0171 / 128 11 46.
Giambattista Bodoni (* 1740 in Saluzzo, Piemont - † 30. November 1813 in Parma)
„Vor seinem Werk und Wirken verneigen sich die Drucker der Länder deutscher Sprache.“
So steht der Text auf einer Gedenktafel im Mausoleum des bedeutenden Schriftkünstlers in Parma. König der Drucker hat man ihn genannt. Seine Schriftschnitte erneuerten die Typografie und prägten die Stilrichtung der klassizistischen Schriften entscheidend mit.
Bodoni war ein talentierter Stempelschneider, der am Beginn seiner Laufbahn vier Jahre in der Polyglottendruckerei von Propaganda Fide seine Kunstfertigkeit perfektionierte. Aus dieser Zeit stammt das Tibetanische Alphabet von Pater Giorgi, das er aufgrund der Wertschätzung seines Auftraggebers sogar signieren durfte. Nach seiner Ausbildung kehrt er in seine Heimat zurück, um die Druckerei des Herzogs Ferdinand von Parma aufzubauen. 1783 wird Bodoni zum königlich spanischen Hoftypografen ernannt. 1788 setzte und druckte er das wunderbare Buch Manuale Tipografico mit einhundert lateinischen runden, fünfzig kursiven und achtundzwanzig griechischen Minuskeltypen.
Giambattista Bodoniwird wurde vor allem wegen seiner herausragenden Typografie geschätzt, der Schönheit seiner Bücher. Der Inhalt war meist weniger beachtet. Der Schriftkünstler Firmin Didot sagte dazu: „Wenn seine Bücher auch den ersten Platz in den Sammlungen der Bücherfreunde einnehmen, so fehlen sie in den Bibliotheken der Gelehrten vollkommen. Als Schriftsteller verurteile ich sie, als Drucker muß ich sie bewundern.“
Der Wahlspruch der großen Schriftschneiders lautete: „Die Typen sind notwendig allein für sich selbst, jedoch der ganze Rest dient in der Hauptsache ihnen. Beginn und Ende der schönen Seite ist immer die Type, je präziser und perfekter sie nur sein kann“
Bodoni starb am 30. November 1813 in Parma, geplagt von der Gicht. Das Läuten der Kirchenglocken verkündete seinen Tod. Die Bürger Parmas, Stadt und Staat ehrten ihn mit einem festlichen Begräbnis.
Dreißig Jahre nach seinem Tod kauft die Herzogin von Parma, Marie Louise, den typographischen Nachlass von Giambattista Bodoni: 22.618 Prägestempel sowie 42.148 Matrizen von 289 verschiedenen Schriften, die im Museo Bodoni in Parma, zusammen mit vielen anderen Kostbarkeiten und Dokumenten, auf interessierte Besucher warten.
Vom Farbschnitt sprechen wir, wenn sogar die Kante der Visitenkarten farbig sind. Ursprünglich diente der Farbschnitt zum Schutz vor Verschmutzung oder vor Vergilben des Papiers. Heute steht der ästhetische Aspekt im Vordergrund. Möglich sind gleiche Farben, Komplementärfarben oder Gold /Silber. Die Visitenkarten oder Einladungen wirken wertiger und haben das gewisse „etwas".
Uns freut es sehr, wenn wir regionale Spezialitäten mit Etiketten, Gebrauchsanweisungen oder Banderolen versehen dürfen. Auch unser Betrieb ist regional und handwerklich orientiert. Abseits vom großen Weltgeschehen wie der Globalisierung oder Industrie 4.0 schaffen wir passende Ausstattungen aus umweltfreundlichem Papier in kleineren bis mittleren Mengen. Individuell gedruckt, gerillt, gestanzt und im Falle unseres Bildes, um die Kässpatzenhobel gelegt.
Wenn Schrift zum Ornament mutiert, zeigt sie sich deutlich von ihrer ästhetischen Seite.
Zur sachlichen Aufgabe der Textvermittlung offenbart sie ihre Schönheit in Schwung, Proportion und Rhythmik. Das Kalendarium der Astronomischen Uhr in der Marienkirche Rostock ist ein eindrucksvoller Beweis. Seit über 500 Jahren zeigt sie u.a. Datum, Jahreszeiten, Sternzeichen und die Uhrzeit an. Die aktuelle Kalenderscheibe dreht sich seit 2018, voraussichtlich bis 2150. Beeindruckt in den Ferien: Michael Brust
Mit mindestens leichter Verblüffung wusste die „Süddeutsche Zeitung" Anfang des Jahres zu berichten: „Hochwertige Füllfederhalter mit Namensgravur waren ein Verkaufsschlager – zumindest in München. Auch die Firma Moleskin mit ihren Notizbüchern ... meldete einen Rekordumsatz von mehr als 100 Millionen Euro. Und die Umsätze mit Vinyl-Schallplatten lagen mancherorts erstmals vor den Downloads." Dann zitierte die „SZ" noch aus einem Buch* des kanadischen Schriftstellers David Sax: „Diese Teenager und Mittzwanziger kaufen sich neue Schallplattenspieler, Kameras mit Film und Romane als Taschenbücher. Sie wollen sich lieber von den Kanten eines Blattes begrenzen lassen, als von der Leistungsfähigkeit eines Mikroprozessors." Aufmerksame Beobachter sind nicht verblüfft, sie freuen sich über die Bestätigung eigener Beobachtungen: Nur Analoges ist Wahres. – rmb –
*"The Revenge of Analog: Real Things and Why They Matter"
„... unterbrochen von aufgeregten, pennälerhaften Besuchen im Schreibwarenladen, wo Zweig und Roth hemmungslos ihrer Leidenschaft für Füllfederhalter, Notizbücher, Bleistifte und Spezialtinte frönten." Dieses Zitat stammt a) aus einem lesenswerten Buch* und beschreibt b) Geschehnisse in einer Zeit, in der Schriftsteller (und solche, die sich dafür halten) noch nicht hinter Bildschirmen zu vereinsamen pflegten ...
Die Rede ist von Stefan Zweig („Schachnovelle") und Joseph Roth („Radetzkymarsch"), die beide der Nazis wegen ins Exil gehen mussten. Sie litten sehr darunter. Der „Werkstoff" von Schriftstellern ist die Sprache. Vielleicht können Maler den Verlust der (Sprach-)Heimat leichter verkraften. Muss aber nicht so sein. – rmb –
*George Prochnik: „Das unmögliche Exil. Stefan Zweig am Ende der Welt.", Verlag: C. H. Beck
Die CD ist tot (Umsatzrückgang 16,5%) – lang lebe die Schallplatte! Sie bekommt Kratzer, ist zerbrechlich und unhandlich. Es gibt keinen rationalen Grund, LPs zu kaufen – und doch steigen die Verkaufszahlen seit Jahren (Umsatzplus 11,4%). Weil die Qualität besser ist, weil es erleb- und begreifbar ist. In der digitalen Welt sehnen wir uns in der Freizeit nach menschlich, physisch, analog.
Beliebte Mittelalterfeste in Kaufbeuren, Memmingen; ein Römerfest in Kempten; Exerzitien in der Stille oder Trend-Wandern in den Alpen. Sie alle signalisieren unserer Gesellschaft eines: Die digitale Welt ist schnell, leistungsfähig und so umfangreich wie omnipräsent. Aber wir wünschen uns auch ein Gegengewicht dazu. Zur Globalisierung das Regionalangebot, zum Sushi das Bauernbrot, zum Industrieprodukt die handgefertigte Ware. Beides hat seine Berechtigung und letzteres tut uns sogar gut, weil es den Lebensrhythmus verlangsamt, weil es uns Zeit lässt, den Druck rausnimmt. Fast alles lässt sich schneller, standardisierter und günstiger herstellen. So lange, bis alles gleich aussieht. Das ist aber nicht das Ziel von Geschäftsdrucksachen. Die sollen beeindrucken oder zumindest einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Deshalb stellen wir Drucksachen zum Fühlen her. Auf besonderes Papier und im Buchdruckverfahren. Buchdruck ist Kraft. Er drückt dem Karton seinen Stempel auf. Er macht aus der Drucksache ein Unikat, da sich alle Individualitäten der Buchstaben dem Gedruckten mitteilen. Es entsteht ein fühlbares Relief. Jeder Handgriff führt wohl bedacht zum handwerklichen Ziel. Gedanken, Gestaltung, manuelle Durchführung, Material und Verarbeitung brauchen die Zeit, die für ein schönes Produkt notwendig ist – und das ist zeitlos, auch in der Zukunft.